Ein ehrenwerter Rat …

Mit dieser Formulierung wurde jede Entscheidung des Magistrats in Kiel eingeleitet, wenn sie vom Balkon des Rathauses aus verkündet wurde. Standgebühren für den Markt, Liegekosten für den Hafen, alles wurde von zwölf Ratsherren und dem Bürgermeister gemeinsam beschlossen und verkündet. Diese Amtsträger wurden auf Lebenszeit von den anderen Mitgliedern des Magistrats bestimmt.

Mein Kurzroman „Ein ehrenwerter Rat“ – Schauplatz Kiel circa 1430 – erscheint im Herbst in der Anthologie „Richter der Nacht“ im Burgenweltverlag. Derzeit bearbeite ich den Text nach den pfiffigen Amerkungen des Mitherausgebers Dirk Röse. Erster Durchgang ist geschafft, im zweiten bearbeite ich noch eine falsche Fährte deutlicher. Dann lesen mein Bruder und ich ein letztes Mal Korrektur. Ich bin sehr gespannt, wie meine Änderungen ankommen werden. Auf jeden Fall genieße ich es gerade sehr, im Schatten des Scharfrichters Hein durch die Straßen der Altstadt zu laufen.

Mein beklebter Stadtplan der Altstadt. Laminiert und griffbereit hat diese Übersicht mich während des Schreibens begleitet. Ganz in der Mitte auf dem zentralen Marktplatz in blau markiert befindet sich das Rathaus, in Sichtweite davon die Kirche Sankt Nikolai. Vom Rathaus existieren heute nur noch die Kellergewölbe, aber Sankt Nikolai beherrscht noch heute den Alten Markt, den Mittelpunkt der mittelalterlichen Inselstadt zwischen Kieler Förde und Stadtgraben.Selbst wenn ich heute in Kiel einkaufen gehe, bin ich mir bewußt, daß auf diesen Straßen, die im Großen und Ganzen noch dem historischen Verlauf folgen, meine Romanfiguren liefen und einen Mörder suchten. Wobei der Titel der Anthologie auch wunderbar zu meinem Text paßt. Denn der Henker Hein ist ganz eindeutig ein Richter der Nacht …